Unser Konzept
In unserer vollstätionären Einrichtung steht die Schaffung einer tragfähigen, positiven Beziehung zwischen unseren Fachkräften und den betreuten Kindern und Jugendlichen im Zentrum unserer Arbeit. Diese Beziehungen fußen auf den Grundpfeilern des Wohlwollens, des Vertrauens, des Respekts, der Achtung und der Wertschätzung. Wir verstehen, dass unsere Fachkräfte hierbei eine Schlüsselrolle einnehmen, indem sie ihre Persönlichkeit aktiv einbringen und als authentische, attraktive Vorbilder agieren.
Unsere pädagogische Praxis ist nicht isoliert zu betrachten, sondern stets in Verbindung mit der individuellen Biografie, dem familiären Hintergrund, der gesellschaftlichen Realität sowie den Chancen und Perspektiven, die wir im pädagogischen Rahmen schaffen können. Dabei ist es uns wichtig, dass der pädagogische Bezug nicht nur auf die Zweierbeziehung zwischen Mitarbeiter*in und Kind/Jugendlichem beschränkt bleibt, sondern auch die Peergroup umfasst.
Ein zentraler Bestandteil unserer pädagogischen Philosophie ist die Förderung der Selbststeuerung, des entdeckenden Lernens und der Partizipation. Wir möchten, dass unsere jungen Menschen die Welt in größtmöglicher Freiheit und auf freiwilliger Basis „aneignen“, ein Prozess, der sowohl Herausforderung als auch Ergebnis einer aktiven Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt ist. Hierdurch lernen sie, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und ihre individuellen Lebenswege aktiv zu gestalten.
Die hohe Qualität unserer pädagogischen Begleitung erfordert von unseren Fachkräften ein außerordentliches Maß an Engagement, Leidenschaft und Belastbarkeit. Um die anspruchsvollen Ziele unserer Betreuungskultur zu erreichen, arbeiten wir mit einem multiprofessionellen Team, das breitgefächerte Fachkompetenz, Erfahrung und Ressourcen bietet. Regelmäßige Supervision und die Möglichkeit zur Reflexion sind wesentliche Bestandteile unserer Arbeitskultur.
Durch diesen integrativen und partizipativen Ansatz fördern wir nicht nur die individuelle Entwicklung jedes jungen Menschen in unserer Einrichtung, sondern stärken auch ihre Fähigkeit, sich als aktive, selbstbestimmte Mitglieder der Gesellschaft zu etablieren.
Regelwohngruppe
Unsere Bewohner und Bewohnerinnen leben als Regelwohngruppe zusammen. So bieten wir Kindern und Jugendlichen, die aus verschiedenen Gründen nicht in ihrer Herkunftsfamilie leben können, ein betreutes Wohnangebot. Durch diese Art des Zusammenlebens wollen wir einen sicheren und geregelten Alltag erschaffen, der eine Stabilisierung der Lebenssituation zum Ziel hat.
Dadurch, dass Regelwohngruppen einem familiären Umfeld ähneln, können unsere pädagogischen Fachkräfte die individuelle Entwicklung unserer Bewohner und Bewohnerinnen im Blick haben und sie so in ihrer persönlichen, sozialen und schulischen Entwicklung unterstützen.
Das große Hauptziel im Umgang mit unseren jugendlichen Bewohnern und Bewohnerinnen ist es, sie auf ein eigenverantwortliches Leben vorzubereiten. Aber auch eine mögliche Rückführung in die Herkunftsfamilien ist ein präsentes Ziel, weshalb wir, insofern die jeweiligen Situationen es zulassen, eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern und Erziehungsberechtigten pflegen.
Unsere Regelwohngruppe wohnt zu elft in einem großen Haus zusammen. Da wir einen breiten Altersrahmen von vier bis 18 Jahren beherbergen, legen wir großen Wert darauf, die Bewohner und Bewohnerinnen altersgerecht zu unterstützen und zu betreuen. Um dies zu unterstützen, leben unsere Kinder bis neun Jahren gemeinsam auf einer Etage, dasselbe gilt für die Kinder und Jugendlichen ab 10 Jahren aufwärts.
Da ein großes Ziel die Vorbereitung auf ein eigenverantwortliches Leben ist, bieten wir ihnen im Zusammenleben in der Regelwohngruppe viele Angebote zur Verselbständigung.
Unsere Philosophie
Ein Schlüsselaspekt unserer Philosophie und Herangehensweise ist die pädagogische Begleitung. Hierbei geht es um das Aufbauen von Beziehungen, die auf Wohlwollen, Vertrauen, Respekt, Achtung und Wertschätzung basieren. Die besondere Art der Beziehungsgestaltung und -kontinuität er-fordert von den betreuenden Fachkräften sowohl Engagement als auch Leidenschaft. Gerade in diesem Angebot müssen die Betreuenden ihre Persönlichkeit einbringen und eine vorbildliche Rolle übernehmen.
Das zentrale Element in der Betreuungskultur ist das möglichst authentische und attraktive Vorbild, das die mit Leidenschaft und Spaß arbeitenden Erwachsenen vermitteln.
Selbststeuerung, entdeckendes Lernen und Partizipation sind die Leitprinzipien unseres pädagogischen Handelns. In der bewussten Gestaltung des pädagogischen Bezugs, die sowohl konfrontative als auch pädagogische Ansätze einschließt, erfahren die Jugendlichen sowohl Herausforderung als auch Unterstützung, Sicherheit und Anerkennung. Die Erziehung und Bildung verstehen wir als einen kooperativen Prozess zwischen den jungen Menschen und den pädagogischen Fachkräften. Konfrontative Pädagogik und empathische Betreuungsgestaltung gehen Hand in Hand.
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Wir helfen traumatisierten jungen Menschen weiter!
60-90% der Bevölkerung erleben im Verlauf ihres Lebens mindestens ein Trauma.1 Ein sicheres Umfeld wirkt zur Verarbeitung von traumatisierenden Erlebnissen bekanntlich heilend. Wir – die Mitarbeiter des Kinderheims 360 – möchten unseren Bewohnern ein solches Umfeld bieten, in dem sie ihre bisherigen Erfahrungen sicher verarbeiten können.
1: Kessler, R.C., Sonnega, A., Bromet, E., Hughes, M., Nelson, C.B. (1995). Posttraumatic stress disorder in the National Comorbidity Survey. Arch Gen Psychiatry. 1995 Dec; 52(12): 1048-60.
Traumata werden in der fünften Auflage des psychologischen Klassifikationssystems „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM-5) wie folgt beschrieben:
„Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod, ernsthafter Verletzung oder sexueller Gewalt auf eine (oder mehrere) der folgenden Arten:
- Direktes Erleben eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse.
- Persönliches Erleben eines oder mehrerer solcher traumatischer Ereignisse bei anderen Personen.
- Erfahren, dass einem nahen Familienmitglied oder einem engen Freund ein oder mehrere traumatische Ereignisse zugestoßen sind. Im Falle von tatsächlichem oder drohendem Tod des Familienmitglieds oder Freundes muss das Ereignis bzw. müssen die Ereignisse durch Gewalt oder einen Unfall bedingt sein.
- Die Erfahrung wiederholter oder extremer Konfrontation mit aversiven Details von einem oder mehreren derartigen traumatischen Ereignissen (z.B. Ersthelfer, die menschliche Leichenteile aufsammeln oder Polizisten, die wiederholt mit schockierenden Details von Kindesmissbrauch konfrontiert werden).“2
Situationen und Erlebnisse, wie Missbrauchserfahrungen oder schwerwiegende Vernachlässigung als Kind, sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, tätlicher Übergriff/Überfall, Bedrohtwerden mit einer Waffe, Gefangennahme, Kidnapping u.v.m. sowie auch das Miterleben, wie jemand anderes oder Nahestehende ein solches Erlebnis hatten, gelten als Trauma.
2: Peter Falkai, Hans-Ulrich Wittchen (Hrsg.): Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen DSM-5. 1. Auflage. Hogrefe, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8017-2599-0.
Was bedeutet die Definition eines Traumas konkret in Bezug auf junge Menschen, die in Heimeinrichtungen untergebracht werden?
Ein junger Mensch, der in einem Heim untergebracht wird, hat bereits einige traumatisierende Erfahrungen machen müssen. Die häufigsten davon sind in der Regel Missbrauchserfahrungen und Vernachlässigung, aber auch häusliche Gewalt – ob am eigenen Leib erfahren oder beobachtet.
Ein Trauma beschreibt zunächst eine kritische Situation. Aus dieser Erfahrung heraus können posttraumatische Folgeschäden, bis hin zu einer posttraumatischen Belastungsstörung entstehen.
Bei Kindern zeigt sich ein unverarbeitetes Trauma vor allem im alltäglichen Spiel. So werden die Kinder in unserer Einrichtung von geschulten Pädagogen beobachtet, die auffälliges Verhalten dokumentieren und gegebenenfalls auch intervenieren.
Traumatische Folgeschäden sind dadurch gekennzeichnet, dass jeglicher Kontakt mit der Ausgangssituation verdrängt wird. Bestimmte sogenannte „Trigger“ für ein Trauma können dann jedoch die Erinnerung abrupt wachrufen. Es kommt zu starken emotionalen und körperlichen Reaktionen bis hin zu einer Panikattacke. Da die Ursprünge von Traumata bei jungen Menschen, die in Heimeinrichtungen wohnen, meist in der Familie liegen, erleben sie vor allem die für Kinder eigentlich besonders schönen Ereignisse mit der Familie (Geburtstag, Weihnachten, sonstige Feiertage), als Trigger für ihr Trauma. Das drückt sich vor allem durch eine starke emotionale Angespanntheit der betroffenen Kinder um entsprechende Tage aus.
Des Weiteren leiden traumatisierte Menschen häufig an „Intrusionen“ (= sich immer wieder plötzlich aufdrängende, Flashback-artige Erinnerungen an das Trauma) und Schlafproblemen.
Zudem zeigen sich junge Menschen, die im Umgang mit Erwachsenen (Eltern, anderen Bezugspersonen) bereits traumatische Erfahrungen machen mussten als schwer zugänglich für neue Bindungen. Hier bedarf es an viel Geduld seitens der Pädagogen, um den Kindern feste Bindungen anbieten zu können.
Durch unser multiprofessionelles Team versuchen wir, den jungen Menschen in unserer Einrichtung eine bestmögliche Unterstützung bei der Verarbeitung ihrer schwierigen Vergangenheit zu gewährleisten.
Das tun wir hier, indem wir den jungen Menschen Raum und emotionale Sicherheit für ihre Probleme geben. Im Umgang mit unseren Bewohnern ist daher Fachwissen unablässig, um in kritischen Situationen richtig zu reagieren und Probleme mit Kindern in einem vertrauten Beziehungsverhältnis zu besprechen und anzugehen.
Wir können die Vergangenheit der jungen Menschen zwar nicht ungeschehen machen, sind aber mit größtmöglichem Engagement dabei, ihnen zu helfen zu lernen, mit dieser umzugehen.
Unser Team
Im Kinderheim360Grad sind pädagogische Mitarbeiter/innen, Erzieher und Sozialpädagogen beschäftigt, die z.T. mit heilpädagogischen Zusatzqualifikationen ausgerüstet sind. Auch Honorarkräfte stehen zur Individualbetreuung in verschiedenen Bereichen wie z.B. Psychologischer Betreuung, Nachhilfe, Musikunterricht, sportliche Aktivitäten.
Seit vielen Jahren arbeiten wir auch eng mit Ivar Brethouwer vom Historischen Gestütstall Hadamar zusammen. Als pädagogischer Reitlehrer bietet er für unsere Kinder tiergestützte Maßnahmen auf seinem Reiterhof an.
Unsere kleinsten Teammitglieder sind die Vierbeiner:

Diego & Jessy

Tobby

Donny

Rembo
